Neben meiner Leidenschaft für Pferde brachte ich in dieses Leben auch eine grosse Liebe für die Literatur mit. Als Kind verschlang ich ein Buch nach dem anderen, und mit elf Jahren begann ich, selber eines zu schreiben (natürlich eines über Pferde …). In der Schule konnte ich gar nicht verstehen, warum „Aufsatz schreiben“ für manche eine Qual war, und ja – Deutsch war mein Lieblingsfach. Für mich war klar: Ich werde Schriftstellerin.
Nun denn – es kam erstmal anders. Ich absolvierte eine „ordentliche Ausbildung“, und die Schreiberei frönte in meinem Leben ein Schattendasein. Aber wie das so ist mit Leidenschaften: Sie geben keine Ruhe. In meinem Beruf war ich nicht glücklich, und nach einigen Stellenwechseln gelang es mir schliesslich, meine Leidenschaft in meine berufliche Tätigkeit zu integrieren. Ich arbeitete als Texterin, Redaktorin und freie Journalistin und später als Kommunikations-Fachfrau. In diesen Tätigkeiten lernte ich viel darüber, was einen guten Text ausmacht, was Worte zum Klingen bringt und wie man Leser bei der Stange hält.
In all den Jahren blieb jedoch die literarische Form des Schreibens mein Steckenpferd. Ich besuchte Schreibseminare und Workshops, nahm an Wettbewerben teil, leitete Schreibgruppen und absolvierte den Lehrgang „Literarisches Schreiben“. In dieser Zeit entstanden viele Kurzgeschichten, Gedichte und sogenannte Miniaturen. Bei Schreibwettbewerben kam ich bisher zweimal “in die Ränge”. Im November 2017 machte ich (endlich!) beim Novemberschreiben mit – der Erstentwurf eines Romans entstand. Im September 2019 bewarb ich mich mit diesem Roman um einen Studienplatz bei der Akademie Montségur, erhielt eine Zusage und absolvierte den Lehrgang von Oktober 2019 bis September 2021. Der Roman hat in diesen zwei Jahren viel an Tiefe und Spannung gewonnen, momentan arbeite ich an der Endversion.
Doch nicht immer muss Schreiben in einer Geschichte, einem Artikel oder einem Werbetext enden. Vor einigen Jahren stiess ich in einem Buch über Kreativität auf eine wunderbare Schreibübung; die „Morning Pages“ (aus „Der Weg des Künstlers“ von Julia Cameron). Im Wissen zu schreiben, dass nie jemand diese Texte lesen wird, war für mich eine ganz neue Erfahrung. Meine Texte wurden ehrlicher. Mutiger. Unvorhersehbar. Ich stiess schreibend in Bereiche vor, die mich überraschten. Manchmal erschreckten sie mich, manchmal waren sie einfach wunderschön. Ich habe erlebt, dass ich beim Schreiben Antworten bekomme und dass ich mich durch schwierige Zeiten „hindurchschreiben“ kann. Die „Morning Pages“ oder das kreative Schreiben sind seither ein fester Bestandteil meines Lebens geworden, um nicht zu sagen ein treuer Freund.
Heute bin ich glücklich, dass sich der grösste Teil meines Berufslebens um Texte und Geschichten dreht – um meine eigenen und um jene meiner Seminarteilnehmer und meiner Auftraggeber.
Herzlich,
Sabina Haas